Am schönsten Ende der Welt

Es ist Ende Mai, Winter und somit ganz schön frisch. Uns ist die Jahreszeit ziemlich egal, denn die quirlige und bunte Stadt an der Südspitze des Schwarzen Kontinents gehört unbestritten zu den absoluten Traumkulissen weltweit.
   Jedesmal, wenn sich die dicke Nebel- und Wolkendecke etwas vom Tafelberg abhebt, freuen wir uns wie die Schnee- könige. Der Anblick ist einfach immer wieder umwerfend! Am ersten Tag mit strahlend blauem Himmel geht es hinauf - per Seilbahn, die großen Bergwanderer sind wir nicht.
   Oben am Plateau laufen wir stundenlang umher, sehen Raubvögeln zu, die im Aufwind gleitend nach Beute Ausschau halten, und bekommen nicht genug vom Rundumblick auf Stadt, Küstenorte und Kaphalbinsel, wo der Kontinent endet.
   Ganz fasziniert sind wir von „Abseil“, einer Sportart, bei der man vom Rand des Plateaus an einem Seil über 700 Meter senkrecht bis an den Fuß des Berges runtergehievt wird. Wir gucken lange zu. Beim Belauschen einer geführten Gruppe hören wir, dass die putzigen Klippschliefer oder Dassies keine Nager sind, sondern von Elefanten abstammen. Wir lachen uns schlapp über die Schoten, die der Mann den Touris da auftischt. Stimmen tuts aber...
   Auch wundern wir uns, wie eine kleine Schar von nahezu flugunfähigen Hühnern, Frankolins, auf 1000 Meter heraufgekommen ist. „Suddenly they were here“, meint ein Kellner. Die Kerle haben wohl die Bergwanderung gemacht...
   Im Restaurant trifft man überhaupt auf eine erstaunliche Artenvielfalt - und alle leisten uns Gesellschaft in einer ziemlich distanzlosen Weise. Dassies schnappen sich ganz frech Reste vom Teller und klauen sich die Zuckertüten, Scharen von Glanzstaren fallen über jedes Tablett und jeden Teller her, sobald ein Tisch frei wird.

   Das Naturschauspiel der berühmten Kreuzsee südlich des Kaps der Guten Hoffnung - wenn das kalte und dunkle Wasser des Atlantiks und das warme, helle des Indischen Ozeans in einer brodelnden Gischt aufeinandertreffen - ist uns nicht vergönnt. Wegen zügig einsetzenden Nebels und Platzregen fällt unser Besuch an der Kapspitze leider knapper aus als geplant.
   So flüchten wir in das Aquarium an der Waterfront - ein Erlebnis, das uns bei Sonnenschein glatt entgangen wäre. Durch gläserne Röhren geht es mitten hinein in eine fantastische Unterwasserwelt, ganz nah vorbei an großen Haien, Rochen und vielen anderen Bewohnern der Ozeane. Die Krabbe auf dem Foto reicht Linda fast bis an die Taille (bei ihren knappen 1.60 trotzdem eine beachtliche Größe).














   Ein weiteres „animalisches“ Highlight und ein Muss für Fans unserer gefiederten Freunde ist ein Besuch im Vogelpark von Hout Bay. Die Tiere sind recht kontaktfreudig: Ein Star landet auf unserem Rucksack und zieht an einem Faden, Ibisse untersuchen unsere Schnürsenkel, um einen Uhu, der mitten am Weg hockt, machen wir vorsichtig einen Bogen. Die Show, die ein Pelikan vor unseren Augen abzieht, finden wir auch recht gelungen.


   Eine gerade zu dieser Jahreszeit sehr beschauliche Atmosphäre verbreitet der Strand von Muizenberg mit seinen bunten Badehüttchen: menschenleer und mit ungetrübtem Panoramablick auf die weite, von Bergen umrahmte False Bay. Im Sommer ist hier die Hölle los. Und außerdem gehört die False Bay angeblich zu den Brutgründen des Weißen Hais...(Hai-Begegnungen siehe "haie & Wale")

   Obwohl uns der Wind hier fast wegfegt: Vom Boulders Beach können wir uns lange nicht losreißen. In dieser Brutkolonie von Brillenpinguinen beobachten wir begeistert und ganz hautnah alle Stadien dieser Spezies - vom Ei über die unwiderstehlichen dicken braunen Flauschkugeln von Küken bis hin zum auch sehr possierlichen Altvogel.
   Auf dem Rückweg zum Parkplatz mahnt ein Schild, vor dem Losfahren unterm Fahrzeug nachzusehen, ob sich nicht ein Pinguin verkrochen hat. Gute Idee! Das tun wir denn auch. Es sitzt keiner da, und wir können los.

   Boschendal, gelegen in der Nähe von Frenschhoek gilt als eines der schönsten Weingüter Südafrikas. Ein wahres „Schmuckstückchen“, eingebettet in eine mediterran anmutende Landschaft mit weiten Hügeln und einer beeindruckenden Bergkette im Hintergrund. Wir würden uns allerdings im weiteren Verlauf unserer Reise zu eingeschworenen Nederburg-Fans entwickeln. Aber das wissen wir hier noch nicht.
   Vier Tage am Kap sind wie im Flug vergangen - von der Stadt und dem Umland lernen wir in so kurzer Zeit natürlich nur einen Bruchteil kennen. Mit einem letzten Blick vom Bloubergstrand auf den Tafelberg nehmen wir etwas wehmütig Abschied, aber morgen geht unsere Reise weiter - in Richtung Mosselbay.