Letaba und Olifants: Im Herzen der Wildnis

In Letaba sind wir endlich fällig: Nach diversen Experimenten mit Fünfgänge-Menüs, die keiner jemals zu verdrücken im Stande ist, wollen wir auch mal Grillen, Out-of-Africa-Feeling und Campleben unterm Sternenhimmel genießen. Im Supermarkt erstehen wir Fleisch, Gewürze, Teller, Besteck, Grillzange und Holzkohle, was dann alles zusammen etwas mehr kostet als das Fünfgänge-Menü.
   Unser südafrikanischer Nachbar weiht uns ganz begeistert in die Kunst des „Braais“ ein. Erst einmal brauchen wir Licht, und unsere Mülltonne wird umgekippt als Tischchen. Hurtig verlegt unser rühriger Helfer ein Kabel mit einer schicken Glühbirne. Kurz nochmal mit einer Zeitung den Grill abgeschrubbt, kann es losgehen. Grillen ist Klasse! Und DIE Entdeckung im Supermarkt ist Nederburg, den wir fortan zu unserem Lieblingswein erklären.

   Das Angenehme auf den großen Brücken ist, dass man hier mal aussteigen und sich die Beine vertreten kann. Außerdem gibt es von hier oben immer viel zu beobachten: Flusspferde auf den Sandbänken, Tiere, die zum Trinken ans Wasser kommen oder Seeadler auf Beutezug.
   Die Brückengeländer sind beliebte Aussichtsplätze für Riesen-Kingfisher, die von hier oben die Fische wohl noch besser erspähen können als von einem Ast überm Fluss. Von Leuten und lautem Türenschlagen lassen sie sich nicht aus der Ruhe bringen und posieren geduldig für hübsche Nahaufnahmen.

   Diesmal haben wir uns etwas mit der Streckenplanung verkalkuliert. Es ist spät nachmittags, uns bleibt gerade noch eine Stunde für 25 Kilometer zurück ins Camp.
   Dann steht da am Straßenrand ein Jeep, zwei Leute mit Ferngläsern gucken gebannt ins Gebüsch. Die Neugier siegt über unser Vorhaben, das knappe Timing einzuhalten, und wir stoppen. Mitten auf einer kleinen Lichtung räkelt sich ein Gepard. Wir hätten ihn wohl selbst nie entdeckt und sind ganz begeistert. Natürlich halten wir uns viel zu lange auf, Cheetahs entdeckt man auch nicht so oft. Aber wir müssen zurück, sind wahrscheinlich sowieso schon heillos zu spät dran.
   Und wir kommen so zäh voran wie noch nie. Es hat die Tageszeit begonnen, zu der alle Tiere wohl die Straßen übernehmen. Hühner laufen mitten auf dem Weg und denken nicht daran, an die Seite zu treten, ein Uhu landet direkt vor uns, wir müssen warten bis er sich bequemt zu verschwinden, eine Elefantenherde quert die Straße. Bis das letzte Tier ein jüngeres auf die andere Seite bugsiert hat, vergeht eine Ewigkeit. Es ist wie verhext, aber diesmal scheinen wir dran zu sein mit einer saftigen Strafe.
   Zu allem Überfluss überspült einmal wieder ein Bach den Weg. Zurückfahren ist nicht, dafür brauchen wir zwei Stunden. Kommen wir durch, ohne abzusaufen? Auf der anderen Seite peilt ein Pärchen mit niedrigem Sportwagen auch die Lage. Dann ruft er uns zu: „I'll try it“ und pflügt beherzt durchs Wasser. Das schaffen wir also auch, gottseidank.
   Wir erreichen Letaba 15 Minuten nach Torschluss = 3000 Rand. Aber es scheint unser Glückstag zu sein, offenbar schiebt heute ein sehr großherziger Ranger Wache. Er lacht nur, als wir ihm erklären, dass wir von einem Geparden aufgehalten worden sind, droht mit dem Finger, morgen pünktlich zu sein, während er das Tor aufmacht.

   Trotz Lastminute-Urlaub konnten wir uns kurzfristig eine Reservierung für das Traumcamp Olifants sichern - für ein Hüttchen in der ersten Reihe direkt über dem Fluss. Terrassenförmig in Hanglage hoch über dem Olifants River gelegen, bietet das Camp und vor allem der Logenplatz in Reihe eins einen grandiosen Ausblick auf den Fluss und die Savanne bis zum Horizont. Allerdings wundern wir uns, als wir mitten drin einen Platz zugewiesen bekommen. Das Camp ist halb leer und die Häuser vorne auch. Umbuchen ist nicht möglich, und unser Maulen hilft auch nichts. Wir werden belehrt, dass wir „Perimeter“ hätten reservieren müssen. So heißt das - und nicht, wie wir schrieben „first row with river sight“, na ja. Wir beschließen, fies zu werden und schieben einen Schein über den Tresen. Das hilft, und schon haben wir unseren „Perimeter“.


   Am nächsten Tag zahlt sich das auch schon aus. Eine riesige Elefantenherde tummelt sich direkt unter uns im Fluss, die Tiere baden, grasen im Schilf und bugsieren ihre Kleinen durch das Wasser. Fasziniert beobachten wir das Treiben bis zum Sonnenuntergang. Spät am Abend gibt es noch eine Zulage: Einige Elefanten machen einen Abstecher rauf zum Camp - unglaublich bei diesem steilen Gelände. Zunächst ist nur das laute Bersten von Ästen zu hören, dann steht eine Elefantenkuh mit ihrem Kalb vor uns am Zaun. Es sollte wohl die Zweibeiner mal kennen lernen...Nach ausgiebigem Abgrasen der Büsche trollen sie sich wieder.


  „Night Drives“ vermitteln nicht nur einen Einblick in die Welt der nachtaktiven Tiere. Ranger informieren auch immer über sehr interessante Details zur Gegend, ihrer Vegetation und ihren Bewohnern. Und sie verraten, wo es etwas Besonderes zu sehen gibt, etwa frequentierte Wasserlöcher, einen Baum mit Leoparden-Beute oder einen Löwenriss, den man selbst nie entdecken würde.
   Die zauberhafte Landschaft entlang des Balule Loops ist ab sofort unser erster und letzter Anlaufpunkt, ehe wir ins Camp zurückkehren.
   Wir steuern einen Hippopool an - abends zuvor wenig aufregend - aber angeblich ein lohnender Stopp tagsüber. Und tatsächlich, in dem gestauten Ende eines kleinen Flusses ist die Hölle los. Drei Meter entfernt von uns dümpeln jede Menge Flusspferde umher. Es ist kaum auszuhalten: Wir explodieren fast bei 40 Grad Hitze in unserer Blechbüchse und mit hängenden Zungen gucken wir diesen Dicken zu, wie sie sich - zufrieden vor sich hin prustend und grunzend - im kühlen Nass suhlen. Und - immer schön mit einer Hand am Zündschlüssel - sind wir bereit zu einem Schnellstart, sollte sich der Abstand zwischen uns und den Hippos jäh verringern.

   Timbavati, eine Landschaft, die wohl genau dem Bild entspricht, das sich die meisten spontan von Afrika machen: Savanne so weit das Auge reicht, hohes wogendes Elefantengras, vereinzelte Akazien und riesige Herden Gnus, Zebras und Büffel. Besonderes Ausschauhalten ist hier überflüssig, die Objekte der Begierde ziehen an uns vorbei: die Herden, Gruppen von Giraffen, Kudus und Elefanten. Die Artenvielfalt hier ist unglaublich!
   Ein halber Tag für diese Tour ist einfach viel zu kurz. Wenn wir das nächste Mal den Krüger Park besuchen, werden wir uns hier mehr als einen Nachmittag Zeit nehmen.