Wildlife rund um Punda Maria und Shingwedzi

   Die Fahrt zum Krüger National Park planen wir über die Mpumalanga Panorama Route. Wie so oft unterschätzen wir die Strecke und kommen am Nachmittag am Blyde River Canyon an. Die Kleinen Drakensberge sind ohne Zweifel einen längeren Aufenthalt wert, aber wir müssen leider hier sehr zügig durch. Morgen haben wir noch eine lange Strecke bis in den nördlichen Teil des Parkes vor uns.
   Nur ein paar wenige Stunden bleiben uns für kurze Spaziergänge zu den Mac Mac Falls, dem God's Windows mit Blick auf das Lowveld. Im letzten Sonnenlicht erleben wir noch das Felsmassiv der Three Rondavels hoch über dem Fluss.
   Spät abends im Dunkeln erreichen wir Phalaborwa, ein unerwartet großes Städtchen. Auf der Suche nach unserem angepeilten Quartier verfahren wir uns ziemlich oft. Aber endlich entdecken wir an einer Kreuzung, die wir schon aus verschiedenen Richtung passiert haben, das Schild zu unserem B&B.

   Die Begrüßung bei Daan und Zena in Form von drei aus dem Hof auf uns zu stürmenden Monster-Hunden veranlasst Linda zu einem Sprint zurück zum Auto.
Aber die Monster sind harmlos. Als ausgesprochene Originale erweisen sich nicht nur die Gastgeber. Jeder Bungalow, jedes Möbelstück, Vorhänge, Bettwäsche bis hin zum Geschirr ist alles liebevoll selbst gemacht in den bunten Farben Afrikas.
   Daan und Zena bieten auch spannende Ausflüge an, von Guided Tours durch den Krüger Park bis hin zum (ziemlich abgefahren klingenden) Bushwalk mit Löwe,
Elefant und Rottweiler. Wieder mal schade, dass wir weiterziehen müssen.

   Wir steuern Punda Maria an, unser erstes Camp im Norden des Parks. Es regnet ab und zu - mal wieder zur Abwechslung. Bald entdecken wir Adler, die sich mit weit gespreizten Flügeln auf Bäumen trocknen und jede Menge Tiere, die bei der Nässe lieber die Strasse entlang trotten, als sich im nassen Gras zu verstecken.
   Das Camp ist recht spartanisch organisiert. Erfreulich zwar das Essen á la carte, aber es muss bis 16.30 Uhr vorbestellt werden. Wir kommen kurz vor 17 Uhr an - „ausnahmsweise“ dürfen wir noch ordern... Der als Vorspeise angekreuzte Salat kommt nach dem Kaffee - zurückgeben ist nicht, da gibt es kein Pardon!
   Etwas unlustig - es gießt in Strömen - machen wir uns um sechs Uhr Früh auf zu einer Pirsch. Kein Vieh weit und breit. Auf Hälfte unserer Strecke rund um das Camp sind wir auch noch zur Umkehr gezwungen, da ein ziemlich tiefer und flotter Bach die Piste überschwemmt. Verdrossen wenden wir und fluchen, dass wir nicht ausgeschlafen haben. Und dann liegen sie da, hinter einer Kurve mitten auf dem Weg, nicht ganze zehn Meter vor uns: zwei Löwen. Wir unterdrücken aufkommendes Freudengeheul, rollen noch einige Meter näher und schalten den Motor ab.
   Raubkatzen zu Gesicht zu bekommen - zumal aus einem so niedrigen Auto wie unserem - verdankt man meist einem Pulk an quer am Straßenrand stehenden Fahrzeugen. Da weiß man dann: Aha, hier gibt’s was zu sehen! Diese Vorstellung ist exklusiv.
   Neben uns kommt ein weiterer Löwe aus dem Gras und schlendert ganz cool an uns vorbei zu den anderen. Hans' Bemerkung „So, das wars wohl mit dem Frühstück“, bricht nur ganz kurz den Zauber dieser Szene. Wir sitzen eine halbe Stunde da, die Tiere auch. Wir beschließen irgendwann, ganz langsam los zu rollen. Bis auf drei Meter tasten wir uns ran, bis sich die Katzen unwillig ins patschnasse Gras trollen. Ein jüngeres Männchen weigert sich hartnäckig, Platz zu machen. Als schließlich das letzte Paar Ohren abtaucht, reißen wir uns los. Was für ein Morgen! Frühstück gibt es dann trotzdem noch, und auch unser grimmig dreinguckender, muffeliger Kellner kann uns die heutige Superlaune nicht vermiesen.


   Die riesigen Affenbrotbäume oder Baobabs sind nur im Norden des Parks zu finden. Zahlreiche Geschichten ranken sich um diese von Einheimischen als magisch oder heilig bezeichneten Riesen. Am besten gefällt uns die Version, wo sie ein zorniger Gott, als sie nach Erschaffung nicht so spuren, einfach verkehrt herum in die Erde pfeffert. Aber ganz genau so sehen sie aus, vor allem jetzt im Winter ohne Laub.
   Unterwegs nach Shingwedzi: Etwa einen Kilometer vor dem Camp und eine knappe halbe Stunde vor Schließen des Gates, kreuzt eine Büffelherde die Straße. Also: stehen bleiben und warten. Die Herde nimmt kein Ende, bewegt sich äußerst gemächlich, die älteren Tiere glotzen uns an. Wir werden langsam nervös - zu spät kommen bedeutet je nach Camp bis zu 200 Rand pro Minute. Wir denken an die weisen Worte alter „Krüger-Hasen“, ja immer genügend Puffer für die abendliche Heimkehr einzuplanen. Schwer kalkulierbar, wie
wir noch feststellen werden. Diesmal klappt's gerade noch.

   Jedes Camp hat so seine Spezialitäten in puncto tierische Mitbewohner. Vor vielen Jahren gesellten sich etwa in Skukuza Warzenschweine zu einem auf die Hüttenterrasse. Shingwedzi ist das Camp der Vögel. Regelmäßige Überfälle im Restaurant oder bei den Hütten sind garantiert. „Unsere“ Haustiere sind morgens an die 20 Glanzstare, zwei Tauben, an die sechs Hornbills und eine Zwergmanguste, die von allen Schnäbeln heftigst geknufft wird. Eigentlich darf man ja nicht füttern - aber irgendwann kann man nicht anders, als ab und zu einen Krümel versehentlich fallen zu lassen.
   Auch wenn es heißt, der frühe Morgen sei die beste Beobach-
tungszeit: Wir können nicht klagen, wenn wir später aufbrechen. Im Winter ist es hier nicht zu heiß, und die Tiere müssen sich tagsüber nicht im Schatten verstecken. Das Gelände ist auch besser einsehbar, da viele Bäume kein Laub haben.
   Giraffen zu entdecken ist nicht schwierig, egal in welcher Umge-
bung. Sie ragen überall heraus und sind zudem recht neugierig. Drollig vor allem ihre Art, sich hinter kleineren Büschen in Deckung zu begeben, nach dem Motto: Hier sieht mich keiner, dafür sehe ich euch!
   Elefanten laufen uns praktisch überall über den Weg, einzelne Tiere, kleine Gruppen und große Herden. Eine nähere Begegnung mit ihnen ist stets mit größter Vorsicht zu genießen, es sind sehr launische Gesellen. Meist genügt es, einen respektvollen Abstand zu halten, damit die Tiere sich nicht gestört fühlen. Manchmal ist man aber ganz einfach im Weg und dann heißt es, ganz schnell den Rückwärtsgang einlegen. Der Typ zeigt uns auch bald genervt seine Rückseite.
   Häufig kreuzen Zebras unseren Weg. Meist bleiben sie mitten auf der Straße stehen und gucken genauso neugierig wie wir. Für ein paar hübsche Fotos ist reichlich Zeit, und für eine attraktive Rückenansicht am Straßen-
rand posiert man auch noch ganz ausgiebig.

   Wir nähern uns einer Kreuzung - drei Autos in verdächtiger Kreuz-und-Quer-Stellung am Straßenrand ins Gebüsch gerichtet. Direkt neben dem Asphalt sind junge Hyänen „geparkt“ - in allen Altersstufen, vom Baby bis zum Halbwüchsigen. Die Kleinen lassen sich durch die Gaffer absolut nicht irritieren und dösen, wälzen sich im Gras oder kauen an abgenagten Knochen herum. Als würden sie ganz genau wissen, dass eh keiner aussteigt.